1.4362 | UNS S32304 | X2CrNiN23-4 | Duplex-Stahl
Datenblatt nach DIN EN 10088-3 für Werkstoffnummer 1.4362
Der Werkstoff 1.4362, auch bekannt unter der Bezeichnung X2CrNiN23-4, AFNOR Z2CN23-04AZ oder UNS S32304, ist ein Duplex-Stahl mit austenitischer-ferritischer Struktur, der eine hervorragende Korrosionsbeständigkeit (PREN-Wert 23,1 - 29,2) besitzt. Aufgrund seiner Zweiphasenstruktur übertrifft dieser Werkstoff austenitische Edelstähle deutlich in Bezug auf interkristalline Korrosion und Spannungsrisskorrosion. Das Material weist eine hohe Zugfestigkeit von 600 bis 830 N/mm² auf und besitzt eine Dichte von 7,80 kg/dm³ (bei 20 °C) sowie eine Härte von ≤ 260 HB. Der rostfreie Stahl 1.4362 wird als Substitut des austenitischen Werkstoffs 1.4404 / AISI 316L genutzt. Er kann bestens zum Schweißen, aber nur bedingt zum Schmieden verwendet werden. Weitere Verarbeitungsmöglichkeiten umfassen die Kaltumformung und die spanende Bearbeitung. Edelstahl 1.4362 ist nur gering magnetisierbar und nicht zum Polieren geeignet. Er besitzt eine schlechte Zerspanbarkeit und kann wegen seiner höheren Grundfestigkeit auch bedingt zum Kaltstauchen verwendet werden. Der Einsatz dieser Edelstahlgüte ist im Temperaturbereich -50°C und 300°C möglich. Da das Material anfällig für Sigmaphasenversprödung ist, sollten höhere Temperaturen vermieden werden. Dank seiner ausgezeichneten Korrosionsbeständigkeit wird dieser Duplex-Stahl in verschiedenen industriellen Bereichen eingesetzt, in denen hohe Festigkeit und gute Witterungsbeständigkeit gefordert sind. Hierzu zählen die Automobilindustrie, Bauindustrie und der Schiffsbau.
Spezifikationen
EN-Werkstoffnummer: 1.4362
EN-Kurzname: X2CrNiN23-4
EN-Norm: 10088-3
Gefügeklasse: Duplex
Vergleichbare Normen und Bezeichnungen
AFNOR Z2CN23-04AZ
Alloy 2304
UNS S32304
SS / SIS 2327
Chemische Zusammensetzung und Eigenschaften von Edelstahl 1.4362
C | Si | Mn | P | S | N | Cr | Cu | Mo | Ni | Ti |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
≤ 0,03 | ≤ 1,00 | ≤ 2,00 | ≤ 0,035 | ≤ 0,015 | 0,05 - 0,20 | 22,0 - 24,0 | 0,10 - 0,60 | 0,10 - 0,60 | 3,5 - 5,5 | - |
Massenanteil in % nach DIN EN 10088-3
Abkürzungen: C = Kohlenstoff, Cr = Chrom, Cu = Kupfer, Mn = Mangan, Mo = Molybdän, N = Stickstoff, Ni = Nickel, P = Phosphor, S = Schwefel, Si = Silicium, Ti = Thallium.
Physikalische Eigenschaften
Magnetisierbarkeit: gering
Dichte (kg/dm³): 7,8
Wärmeleitfähigkeit W/m K (bei bis 20°C): 15
Spezifische Wärmekapazität J/kg K: 500
Elektronischer Widerstand bei Raumtemperatur (in Ω mm²/m): 0,80
Mechanische Eigenschaften
Die angegebenen Werte beziehen sich auf den Durchmesserbereich ≤ 160 (Ø in mm)*
Härte in HB: ≤ 260
Streckgrenze Rp0,2 in Mpa: ≥ 400
Streckgrenze Rp1,0 in Mpa: -
Zugfestigkeit / Festigkeit Rm in Mpa: 600 - 830
Dehnung A5,65: ≥ 25%
Elastizitätsmodul kN / mm²: 200
* Diese Angaben beziehen sich auf mechanische Eigenschaften bei Raumtemperatur (nach EN 10088-3)
Der Duplex-Stahl 1.4362 besitzt sehr gute Schweißeigenschaften, die den Einsatz aller gängigen Schweißverfahren ermöglichen. Eine Wärmebehandlung nach dem Schweißen ist nicht erforderlich. Es ist jedoch zu beachten, dass bei diesem austenitisch-ferritischen Werkstoff Heißrisse auftreten können. Falls ein Schweißzusatz erforderlich ist, sollte 1.4462 (AISI 318LN) gewählt werden.
Schmieden
Edelstahl 1.4362 besitzt eine mittlere Schmiedbarkeit. Zunächst sollte der Werkstoff langsam auf eine Temperatur von 1150 °C erwärmt werden. Das Schmieden kann dann im Temperaturbereich von 1150 °C bis 950 °C durchgeführt werden. Im Anschluss muss der Werkstoff schnell abgekühlt werden, was entweder an der Luft oder im Wasser erfolgen kann. Freiformschmieden und Gesenkschmieden ist nur bedingt möglich.
Wärmebehandlung und Warmumformung
Lösungsglühen (Abkühlung durch Luft oder Wasser): 950-1050 °C
Warmumformung (Abkühlung durch Luft): 1150-950 °C
Spanende Bearbeitung und Zerspanbarkeit
Die Spanbarkeit wird durch die zweiphasige Struktur des austenitisch-ferritischen Duplex-Stahls und deren Eigenschaften hinsichtlich der Festigkeit des Materials beeinflußt. Daher ist der Werkstoff 1.4362 nur bedingt zerspanbar.
Korrosionsbeständigkeit
Der rostfreie Stahl 1.4362 besitzt eine sehr gute Korrosionsbeständigkeit (PREN-Wert 23,1 - 29,2), die sowohl gegen chloridhaltige Medien als auch gegen organische Säuren und Phosphorsäuren gegeben ist. Aufgrund des austenitisch-ferritischen Gefüges ist der Werkstoff zudem unempfindlich gegen interkristalline Korrosion, Spannungsrisskorrosion und Korrosionsermüdung.
Anwendungsbereich von Edelstahl 1.4362
Aufgrund seiner hervorragenden Korrosionsbeständigkeit ist Edelstahl 1.4362 ein vielseitig einsetzbarer Werkstoff, der in den unterschiedlichsten Branchen Verwendung findet. Zu den Anwendungsbereichen dieses Duplex-Stahls gehören die Architektur (z.B. für architektonische Elemente oder Brüstungsanker) oder die Automobilindustrie für die Herstellung von Teilen und Komponenten, die eine hohe Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit erfordern. In der Bauindustrie kommt dieser Stahl zur Herstellung von witterungsbeständigen Bauteilen wie etwa Fassadenplattenankern, Mauerverbindern oder Anschlussankern zum Einsatz. Die Erdölindustrie und petrochemische Industrie verwenden den widerstandsfähigen Werkstoff z. B. für Rohrleitungen. In der Elektronikbranche wird der Werkstoff wegen seiner guten Beständigkeit gegen Umwelteinflüsse eingesetzt, z. B. für Gehäuseteile. Im Maschinenbau wird Edelstahl 1.4362 zur Herstellung von Komponenten wie Getriebeteilen oder Pumpengehäusen verwendet. Auch im Schiffbau wird dieser austenitisch-ferritische Duplex-Stahl aufgrund seiner hohen Festigkeit und der Korrosions- und Seewasserbeständigkeit (Salzwasserbeständigkeit) eingesetzt.
Bitte beachten Sie
Die in diesem Werkstoffdatenblatt angegebenen Informationen wurden nach bestem Wissen erstellt und beruhen auf der vorliegenden Fassung der jeweilig relevanten Norm. Für etwaige Fehler übernehmen wir keine Gewähr.